Die Zuchtausrichtung unserer wildbraunen Altsteirer
(von Richard Tasch. Wieder veröffentlicht in den Clubnachrichten des ST 10, Österreichischer Steirerhuhnclub, im Jahre 1984; aus dem Buch „Ein steirischer Hühnerhof – Altsteirer und Sulmtaler“ von Peter Pensold).
Auf diversen Schauen konnte man in der Vergangenheit sehr unterschiedliche Tiere in den Käfigen sehen, die von den Preisrichtern oft auch unterschiedlich bewertet und daher leider vielfach in eine falsche Zuchtrichtung gelenkt wurden. So sind die Vorstellungen über das Aussehen dieser Rasse noch sehr verschieden und leider nicht immer richtig. Vor allem über den Typ und den anzustrebenden Körperbau dieser Rasse gibt es noch immer verschiedene Ansichten, sogar unter den Spezialzüchtern. Auch einige unserer Preisrichter haben nicht die richtige Vorstellung vom Aussehen der Altsteirer. Sie bleiben beim Richten oft an Kleinigkeiten haften und übersehen dabei das Wichtigste: den Rassetyp. Infolge dieser verschiedenartigen Beurteilung kommt es in der Zucht zu keiner einheitlichen Richtung. Eine weitere Folge davon ist, daß sich unsere Altsteirer auf den Geflügelschauen oft sehr unausgeglichen zeigen. Und doch ist auch unsere Rasse durchaus in der Lage, in völlig einheitlichem Typ aufzutreten, sofern man nur den richtigen Typ, den Urtyp herausstellt und alle Kreuzungstiere ausschließt. Welches ist nun der richtige Typ bei den Altsteirern? - Das Altsteirerhuhn ist vor allem ein Legehuhn. Es soll frühreif, beweglich und ein guter Futtersucher sein. Darum ist es klar, daß wir bei unserem Huhn den echten Landhuhntyp anstreben müssen. Wir brauchen also nur feinknochige Tiere mit enganliegendem Gefieder, harter Feder, einem walzenförmigen Körper, geräumigem Legebauch, tiefer und breiter Brust, genügend breiter Beinstellung, abschüßigem bis höchstens geradem Rücken, in jedem Fall ohne Kissenbildung. Der Schwanz muß breit gefächert und beim Hahn mit vielen langen und breiten Sichelfedern versehen sein. Hinzu kommt, als besondere Eigenart unserer Altsteirer, der zarte Kopf mit feinem Kammschnitt und die kaum mittelhohe Beinstellung. Was den Kopf betrifft, so muß dieser, um rassig zu sein, beim Hahn einen ziemlich kurzen und kräftigen Schnabel, einen höchstens mittelgroßen, nicht tief und möglichst fein gezähnten, nach rückwärts ansteigenden Kamm haben. Das Kammende soll also nicht der Nackenlinie folgen, sondern abstehen. Hinter dem Kamm genügt ein kleiner Federschopf, der beim Hahn manchmal nur durch einige verlängerte Federn angedeutet ist. Größere Schöpfe sind zu vermeiden, da sich diese bei der Nachzucht gerne zu Hauben auswachsen. Bei rückwärts aufliegendem Kamm und zu großem Schopf entsteht beim Hahn leicht die fehlerhafte Quetschfalte. Bei der Henne dagegen ist der Wickelkamm auch durch den größeren Schopf bedingt, ist nicht nur erwünscht, sondern auch ein wichtiges Rassemerkmal. Hennen mit sehr kleinen, feingezähnten Kämmen, die wir noch mehr anstreben sollten, haben den Wickelkamm nur durch eine kleine Welle im Kamm angedeutet. Tiere mit Kammauswüchsen sind auszuschließen. Bei beiden Geschlechtern sollten die Kehllappen, entsprechend dem Kamm, höchstens mittelgroß sein. Bei den Hennen sind allzu große Schöpfe oder Hauben abzulehnen, da diese die Sicht behindern und in rauem Klima den Schnupfen fördern. Die Ohrscheiben sollten klein, milchweiß und oval sein. Kleine Mängel in der Weißfärbung der Ohrscheiben sollten bei sonst typischen und wirtschaftlich wertvollen Tieren nicht zu streng beurteilt werden. Die kaum mittelhohe Beinstellung unserer Altsteirer ist leider weitgehend verlorengegangen und einige Züchter wollen sie heute nicht mehr wahrhaben. Die Läufe sollten nicht zu kurz sein, wie etwa bei den Krüpern, da sonst die Tiere bei der Futtersuche behindert sind; ebenso sind Tiere mit zu langen Läufen abzulehnen. Die richtige Höhe zeigen Tiere, bei denen gerade eine Hose angedeutet ist. Doch wie sehen unsere Altsteirer auf den Geflügelschauen aus? - Neben wirklich schönen, vitalen Tieren müssen wir leider auch recht grobknochige, allzu schwere Tiere mit dreieckiger Figur, lockerer Befiederung, Kissenbildung und übergroßen, fleischigen Kämmen feststellen, die meist recht temperamentlos in den Käfigen herumstehen. Das sind aber keine reinen Altsteirer, sonder Kreuzungstiere, denen die Blutbeimischung von Welsumern, Rheinländern, Hampshire und rebhuhnfarbigen Italienern leicht anzusehen ist. Manchem der Preisrichter gefallen aber gerade diese schweren Tiere und werden, soferne sie große Schöpfe, blankweiße Ohrscheiben und eine reine Wildfarbe zeigen, oft mit den ersten Preisen ausgezeichnet, während unsere reinblütigen Tiere mit ganz geringen Bewertungen vorlieb nehmen müssen. Auf den Bewertungskarten kann man nachlesen, daß die letztgenannten Tiere "zu klein und zu leicht" wären, und das bei Hennen mit 2 kg. Wie unrichtig ist doch eine derartige Bewertung. Abgesehen von der Zurücksetzung der besten Rassetiere sind wir auch überzeugt, daß diese angeblich zu kleinen und zu leichten Tiere die preisgekrönten schweren in der Legeleistung weit übertreffen. Die Leistungsprüfungen haben dies ja des öfteren bewiesen. Wir gehen also nicht fehl, wenn wir für die Henne ein Durchschnittsgewicht von 2 und für den Hahn ein solches von 2,5 kg anstreben. Diese Angaben gelten für Jungtiere bei Erreichung der Lege- bzw. der Geschlechtsreife; mehrjährige Tiere haben natürlich ein etwas höheres Körpergewicht. Bei schwereren Tieren geht die Frühreife mit Sicherheit verloren. Die Gefiederfarbe unserer Altsteirer ist wildbraun, ähnlich dem roten Kammhuhn ("Bankivahuhn"). Es sind verschiedene Farbschattierungen möglich, doch sollte mit zu dunklen oder schwärzlichen Tieren nicht gezüchtet werden. Schon auch deshalb nicht, weil diese durch die schwarzen Federstifte keine schöne Schlachtware ergeben. Beim Hahn sind Schopf, Nacken- und Halsfedern rotgold, auch mit etwas schwarz durchsetzt. Der Sattelbehang ist ebenfalls rotgold. Zu heller, messinggelber Hals- und Sattelbehang ist zurückzusetzen. Die Schultern, der Bug und der Rücken erscheinen braunrot. Die großen Flügeldecken glänzen grünschwarz. Die Schwingen sind an der nur bei geschlossenem Flügel sichtbaren Außenfahne kastanienbraun und bilden so das braune Flügeldreieck. An der Innenfahne und der Spitze sind sie schwarz. Die Brust, der Bauch und die Schenkel, welche kaum sichtbar sein sollten, sind grünlichglänzend schwarz, ebenso der Schwanz. Hähne, welche braune Flecken auf Brust, Bauch, Schenkel und Aftergegend haben, bringen bei den nachzuzüchtenden Hennen die fehlerhafte Flitterbildung. Die Henne hat einen braunen Schopf sowie goldige Hals- und Kragenfedern mit schwarzem Schaftstrich. Der Rücken und die Flügeldecken sind wildhuhnbraun mit Pfefferung und hellen Schäften. Flitterbildung am Rücken ist, wie schon gesagt, fehlerhaft. Der Schwanz ist schwarz und etwas braun gezeichnet. Brust lachsfarbig mit hellen Mittelstrichen, Gefieder gegen den Bauch lichter werdend, am After hellgrau. Der Schnabel unserer Altsteirer ist weiß mit horngrauer Schattierung. Auch die Haut und die Beine sind weiß bzw. fleischfarbig, ein Zeichen bester Fleischgüte unseres Huhnes. Die Haut zwischen den Zehen wird rot gewünscht. Grauer Anflug an den Beinen ist nicht fehlerhaft und kommt bei Jungtieren öfters vor; gelbliche Farbe ist fehlerhaft, da sie auf Einkreuzungen zurückzuführen ist und oft bei Tieren auftritt, deren Ohrscheiben auch einen leichten Ton ins Gelbe haben. Sporenbildung bei Hennen ist fehlerhaft. Da der Altsteirer ein ausgesprochenes Wirtschaftshuhn sein soll, sollten kleine Mängel oder Fehler in der Gefiederfarbe und -zeichnung mit Ausnahme der weißen Federn in Schwingen und Schwanz nicht zu streng beurteilt werden. Wichtiger ist, daß die Tiere den richtigen Typ zeigen. Daher: Erst der Typ, dann die Farbe!
|